Thursday, August 31, 2006

Victoria Falls

Es wird jetzt kein ausfuehrlicher Bericht ueber die vielleicht groessten und schoenster Wasserfaelle dieses Planeten folgen – nur am Rande. Wie sooft im Leben ist das Vorspiel mindestens ebenso aufregend und die “Hauptattraktion” wird nicht allen Erwartungen gerecht. Was sich bei mir immer drumherum abspielt, wuerde ein ganzes Kamerateam amuesieren. Ich versuche einmal, einige Eindruecke festzuhalten. Immer noch im Hinterkopf, dass ich die manchmal erschwerten Bedingungen in Simbabwe meistern muss, machte ich mich Fruehmorgens um 6 Uhr zum “Busbahnhof” in Bulawayo um die ca. 260 km zu den Victoria Falls zu bewaeltigen.

Es fahren allerdings die Minibusse nur ab, wenn alle Sitzplaetze belegt sind. Das kann schnell gehen, aber auch schonmal dauern. In meinem Fall dauerte es etwas laenger… ich hatte reichlich Gelegenheit, den Chickenbus zu beobachten, eine extreme alte Kiste, indem Bauern auch ihre Huehner, Ziegen oder sonstiges Vieh an den Beinen zusammenbinden und im Personenbereich transportieren. Bei grosser Hitze entfaltet sich dort ein leckeres Aroma.. Nebenher liefen viele Verkaeufer mit Bananen, Apfelsinen, Teigwaren, Taschenmesser und viel Kleinkram herum – scheint mir deren Lebensunterhalt zu sichern, in einem Land, wo es quasi keine Arbeit gibt!! Nach einigen Gespraechen mit Mitreisenden, natuerlich war ich wie immer der Einzige Weisse im Bus, konnte ich die Wartezeit angenehm ueberbruecken. Um 10:30 Uhr war dann endlich Abfahrt. Die 4 Strassenkontrollen der Polizei wegen Geldschmuggel goennten uns eine angenehme Bewegungspause, da alle den Bus verlassen mussten – wieder einmal reine Schickane. Im Verlauf der Busfahrt wurde es immer enger, denn Leute vom Land standen am Wegrand und wollten mitfahren. Wie gesagt, der Bus war schon voll.. Die Fahrgaeste sassen in vierer-Reihen, doch der Busfahrer war der Meinung, daraus lassen sich fuenfer-Reihen bilden. Nun sassen wir alle kuschelig eng nebeneinander und die Musik sorgte fuer zusaetzliche gute Stimmung. Neben mir stillte eine Frau ihr Baby und gab ihm abwechselnd die rechte und linke Brust, bis es endlich ruhig war und einschlief. Willkommen in Afrika, dachte ich mir.

So, endlich war ich in Victoria Falls (uebrigens eine Kleinstadt in afrikan. Stil, wo sich viele Haeuser abgelegen und breit gestreut angesiedelt haben) angekommen. Yessie wartete schon einige Stunden auf mich, tja der Bus haette eben schon um 13 Uhr statt 17 Uhr ankommen sollen.. Der Empfang mit 2 Freundinnen fiel sehr herzlich aus, obwohl wir uns nicht kannten – es war mal wieder eine Bekannte von einer Bekannten.. Der lange Weg zu ihr Nachhause durch den Busch und tiefe Sandwege liess mich mit meinen Rucksaecken etwas schwitzen, aber es sollte sich lohnen!

Yessie’s Familie mit Ehemann und 3 Jungs warteten schon am Lagerfeuer auf uns. Der juengste Sohn ist 3 und hat mich blitzschnell ins Herz geschlossen. Er sass staendig auf meinem Schoos und wir spielten viel miteinander. Es bedarf keiner gemeinsamen Sprache zur Verstaendigung. Die aelteren sprachen natuerlich alle englisch und ich erzaehlte einiges ueber meine Zeit und Arbeit (z.B. Lehrer) in Simbabwe. Was uns verbindete, war die gemeinsame Arbeit mit Obdachlosen. Eine herrliche Atmosphere, fand ich: rundherum war es total dunkel, da es in diesem Randbezirk noch kein Strom gibt. Angenehm mild unter dem Sternenhimmel und wir hoerten nur einige Nachbarn reden sowie manche Tierlaute. Am Lagerfeuer, was gleichzeitig die Kochstelle = Kueche ist, fanden sich alle Familienmitglieder wieder. So stellte ich mir Afrika vor, dachte ich irgendwie bizarr, da ich aus anderen Lebensverhaeltnissen komme, was ich allerdings in keinster Weise erwaehnte und versuchte zu verbergen. Es gibt soviel zu betonen, dass ich hier nur kleine Ausschnitte aus den Begegnungen wiedergeben kann. Die einzige Wasserstelle im Haus war ein Wasserhahn, der irgendwo an der Ecke aus der Wasserleitung im Sand herausragte – vor dem Haus. Dort wurde das Wasser in Toepfen auf der Feuerstelle gekocht, was zu Tee/Kaffee, wie auch spaeter fuer Haendewaschen oder Badewasser genutzt.wurde. Die “Fenster” waren nur mit Plastikplane abgedeckt, ich meine also die Loecher in der Wand wurden so vor Wind und Regen prepariert – zur Waerme- und Schalldaemmung diente es weniger.. Wer sich die ganze Szenerie nun gut vorstellen kann, wird sich auch nicht mehr wundern, dass im Schlafzimmer = Esszimmer = Wohnzimmer nachts kleine Tierchen rumflitzen. Ich wurde vorgewarnt, aber seit wann machen mir Maeuse und Ratten etwas aus!? Das Rascheln und gepiepse war zwar ungewohnt, aber soll ich jetzt schreiend aus dem Haus laufen ;-o

Am naechsten Morgen ging ich mit dem Vater des Hauses in der Nachbarschaft spazieren und begruessten alle Bekannten kurz. Die Namen von allen kann ich mir nicht merken, deswegen klingt es teilweise etwas komisch. Bei einem Holzschnitzer blieben wir laenger, denn deren Arbeit interessierte mich sehr. Ein “talking stick” war das schoenste Stueck, allerdings noch nicht fertiggestellt. Auf dem Weg Nachhause begegnete uns eine Frau mit einem Eimer frischgefangener Fische. Diese Gelegenheit nutzte ich gleich, das Abendessen fuer die Familie zu besorgen – alle waren begeistert. Endlich gingen wir los Richtung Wasserfaelle, was ca. 1 Std. Fussmarsch bedeutete. Zwischendurch machten wir 2 Stops. Einmal bei einer Schwester von meiner Begleitung mit netten Hallo und smalltalk und dann bei Yessie’s Freundin zum Tee. Es war schon mittag, aber warum sollte ich auf die Zeit draengeln, denn meine Begleitung wusste sicherlich, wieviel Zeit fuer die Begehung und Besichtigung der Wasserfaelle ueblich sind.

Am Eingang durfte ich dann US$ 20 zuecken und lud meine beiden Begleiter natuerlich ein – fuer sie war nur umgerechnet US$ 1 faellig. Der Park um die gigantischen Wasserfaelle war teilweise wunderschoen tropisch, da der Wasserdampf und die staendige Hitze optimale Bedingungen fuer Palmen und tropische Gewaechse bilden. Einige witzige Affen (Baboos) waren auch aktiv und klauen auch schon mal Taschen o.ae. Das Rauschen war schon laengst zu hoeren, bevor ich den ersten Blick auf die Victoria Wasserfaelle erhaschte. Trotz Trockenzeit stroemt noch maechtig viel Wasser ueber 120m in die Tiefe. Schoene Regenbogen gehoerten auch zum Panorama – wie im Bilderbuch! Es waren nicht viele Besucher zu sehen und wir sassen oft laengere Zeit auf den Felsen und betrachteten dieses Naturwunder. Ueber hunderte, vielleicht sogar tausende Meter streckten sich die Wasserfaelle in verschiedenen Formationen und bildeteten im Tal einen Fluss, wo einige Touris auf Booten fuhren. Eine herrliche frische Brise, obwohl wir am anderen Ufer der Wasserfaelle waren. Nach der Regenzeit sieht man wegen dem Wasserdunst teilweise die Wasserfaelle garnicht, wurde mir gesagt. Ich konnte staendig staunen, denn die Szenerie aenderte sich staendig durch verschiede Felsformationen etc. An einer Bruecke stuerzten sich einige Besucher hinunter in 111m Tiefe – per Bungee Seil. Ein richtig schoener Tag!!
Die Fische schmeckten uebrigens lecker bei einem dieser Candle-light-dinner ganz besonderer Art.

Am naechsten Morgen besuchten wir einen Markt mit vielen schoenen Holzfiguren und millionen anderen Sachen. Eine Tour auf dem Zambezi-river hielt uns beschaeftigt, da Touristen nur in US-Dollar zahlen duerfen. Was tun, wenn ich keine habe und in Simbabwe keiner welche anbietet? Eine lange Geschichte, die ich lieber kurz halten moechte. Mit etwas Glueck machte ich dann die Sunset Cruise, allerdings ohne viel Erfolg – trotz viel grinsen und Bierkonsum (was uns der Skipper nahe legte) tauchten nur in der Ferne einige Nilpferde auf, sonst waren nur Voegel zu sehen, wenig spektakulaer. Dies war mein erster Versuch, die vielen wilden Tierchen in Afrika zu beobachten. Schliesslich ist diese Gegend weltbekannt fuer atemberaubende Safaris, dachte ich. Es wird also nur eine Frage der Zeit sein, bis ich in diesen Genuss komme…

Wednesday, August 30, 2006

Fotos aus Namibia


So sieht ein gluecklicher Globetrotter in der Wueste Namibia's aus!!!!!!

Monday, August 28, 2006

Geschichten aus Afrika

Auf einer Fahrt durch unwegsames Gelaende (Schotterpisten sind hier die Regel) fragten wir Frauen, welche Brennholz auf dem Kopf trugen, nach dem Weg. Natuerlich wird das in Afrika immer zu einer laengeren Konversation, da es viel Raum fuer Rueckfragen und Missverstaendnisse gibt. Allein die gegenseitigen Betrachtungen finde ich immer spannend. Die Augen wandern ueber den ganzen Koerper, weil sie nicht oft Weisse Menschen sehen und ich immer wieder fasziniert von den Bewegungen und Verhalten der schwarzen Frauen bin. Also standen wir eine zeitlang mit dem Auto auf dem Feldweg und die Langatmigkeit, oder Sinn fuer Geselligkeit, wurde ploetzlich aus der Ruhe gerissen. Die Frauen sprangen schnell zur Seite und ich wusste zunaechst nicht warum. Von hinten kamen 3 Esel mit einem Gespann angerannt und die beiden Jungs darauf peitschten die Tiere kraeftig an. So brausten sie zuegig, von einer Staubwolke begleitet, an uns vorbei. Die Frauen erholten sich auch schnell von dem Schreck, denn Verrueckte tauchen immer wieder auf…

Manche moegen vielleicht zur Behauptung neigen, dass ich mich staendig in christlichen Kreisen bewege und viel von Kirche etc. erzaehle, aber es sind nur wenige Tage, welche mich allerdings oft beeindruckten. Meine Neugierde macht quasi nirgendwo halt und so gibt es staendig Interessantes zu erleben. So z.B. die herrliche, einfache Trommelbegleitung bei den Gesaengen, was einfach auch Afrika ausmacht. Nachahmenswert finde ich auch, dass der Priester in Begleitung dieser Rhythmen mit dem Evangelium hoch erhoben in den Haenden haltend, tanzend und froehlich durch die Kirchengemeinde zum Altar geht. Nach dem sonst ueblichen Gottesdienstverlauf folgte noch was eigenartiges: ca. 30 min. Ankuendigungen jeglicher Art z.B. Spendenaufruf fuer Bischofsbesuch; Katechese war schlecht besucht (Taufe, Kommunion oder Firmung wird sonst ausgeschlossen); Rechnungsbericht fuer den Monat Juli: Einnahmen ZIM $ 85 mill.; Ausgaben: 10 mill. fuer Benzin (20 Liter)! Also blieben 75 mill. fuer die Gemeinde und Priester, was ca. einer Kaufkraft von 5 mittleren Einkaeufen entspricht! Da es keine finanzielle Unterstuetzung von sonstwo gibt, kann ich dieser Kalkulation nicht folgen. Wie soll das ganze Personal und andere Ausgaben getragen werden? Viele Fragen, mit typisch afrikanischen Antworten: irgendwie gehts immer. Zumindest wurde die Gemeinde ermuntert, weiterhin zu Spenden…

Natuerlich wurde ich oft vor Afrika gewarnt, weil es doch in Bezug auf AIDS, Malaria oder sonstigen Krankheiten und die Gefahr der Ueberfaelle gross ist. Allerdings lassen sich viele Risiken einschraenken, wenn ich mich vernuenftig verhalte. Diese Brisanz macht das Leben in Afrika aber auch sehr schoen und spannend. Manchmal fuehle ich mich wie in der Hoehle des Loewen und kann durchaus von Versuchen einiger Taschendiebe erzaehlen. Bisher war ich immer noch schneller als sie und mir ist nix passiert. In Botswana und Namibia gibt es oft keine oeffentliche Busse und fuer die Fahrten im Minibus gibt es keine klare Abfahrtszeiten; sobald der Bus voll ist, faehrt er los. Manchmal ist er auch ueberfuellt. Fuer 28 Sitzplaetze zaehlte ich spaeter 35 Fahrgaeste. Dann rutschen alle eben etwas zusammen auf den Vierer-Sitzreihen und machen eine Fuenfer-Sitzreihe draus – wo ist das Problem? Neben mir quetschte sich eine Frau mit Baby, welches staendig gestillt wurde – von der linken an die rechte Brust und umgekehrt – natuerlich auf afrikanische Art.
Mir ist schon bewusst, dass ich als weisser Einzelreisender mit Gepaeck oft eine Zielscheibe fuer Uebergriffe bin, so wie ich mich unter die Menschen mische. Dies ist allerdings meine Art zu Reisen und bisher haben die Ganoven von mir Abstand gehalten.

Klar ist es nicht immer einfach abzuschaetzen, wo die Gastfreundschaft beginnt oder aufhoert, aber auf die vielen guten Begegnungen moechte ich nicht verzichten. Schliesslich moechte ich mich nicht staendig und ueberall als Tourist fuehlen, sondern ein Teil vom Familienleben etc. erleben. Dazu gehoert auch, dass ich Essen auf der Strasse probiere (uebrigens viel sicherer als in Lateinamerika), welches in den Toepfen angeboten wird. Auf die Frage, wie gehe ich mit den Leuten anderer Kulturen korrekt und respektvoll um, loese ich stets spontan und impulsive. Viele sind etwas scheu, aber meine Art und Laecheln brechen schnell das Eis. Die ersten Themen sind oft aehnlich: woher kommst du und wohin gehst du; was mache ich hier? Wieviele Kinder hast du? Was sich dann alles entwickelt, kann ich hier nicht wiedergeben ;-) Es ist echt wunderbar einfach, da fast alle gut englisch sprechen und eine gemeinsame Sprache schnell verbindet. Mir fallen dann meistens reichliche Themen ein, und oft kann ich mit der einen oder anderen frechen Bemerkung nicht zurueck halten…

Das Nachtleben laesst sich schnell beschreiben: nach Sonnenuntergang sinkt auch die Hemmschwelle fuer diverses anruechiges Verhalten bei Maenner ist dies starker Bierkonsum mit unschoenen Begleiterscheinungen, Uerfaelle auf Einheimische und Touristen, Autoeinbrueche etc. Die Frauen lassen sich gerne auf ein Bier oder einen Snack einladen und scheuen vor keiner Koerperberuehrung zurueck, wo idR. nochmal gutes Geschaeft zu machen ist. Leider muss ich sagen, dass die Armut sehr viele Frauen zur Prostitution treibt, was natuerlich weitreichende Konsequenzen in der ganzen Gesellschaft hat. In der “hoeheren Klasse” ist das Verhalten anders. Das alles geschieht aber nur im Dunkeln, denn die Angst vor schlechtem Ansehen als Schlampe oder Nutte ist gross. Bei der Gelegenheit moechte ich doch noch erwaehnen, dass viele Frauen in Namibia mit ihren interessanten Frisuren, strahlenden Laecheln, schmale Taille, lange Beine etc. schon ein Hingucker sind…!! Dabei darf ich nicht verschweigen, dass ich mich bei Dunkelheit nie alleine vor die Tuer wagte. Fast immer bin ich einfach sicherheitshalber drin geblieben.

Ich wollte einfach mal wissen, wieviel Grad es heute sind und fragte jemanden. “Keine Ahnung, die Temperatur aendert sich jeden Tag.” Irgendwo hat er recht ;-)

Beim Verlassen des Krankenhausgelaendes, wo ich einige Tage bei Bekannten zu Gast war, sagte mir eine Sicherheitskraft: “Bring mir etwas kaltes zu trinken mit”. Auch sonst hoere ich oefter “Kaufe mir ein Bier, oder gebe mir Geld”. Dies geschieht immer im Befehlston – ohne Bitte. In der Hitze 12 Std. Dienst zu schieben, ohne etwas zu Essen und Trinken dabei zu haben, sind schon harte Lebensbedingungen. Zudem ist es natuerlich eine andere Kultur… heute hab es uebrigens einige Stunden kein Wasser…

Auf die Frage, warum in Namibia die HIV-Rate mit ca. 70% so extrem hoch ist, erhalte ich die Gegenfrage, warum die Rate in Deutschland so niedrig ist. Dabei ergeben sich natuerlich lange, interessante Gespraeche. Staendig sind die Leute dabei am Lachen, was mich immer wieder beeindruckt und nicht alles im Jammertal erscheinen laesst.

Zu guter Letzt noch dies: nach einem laengeren Gespraech mit einigen Leuten in der Wohnung bei Bekannten, verliess eine Frau die Runde zur Tuer und ich fragte, ob sie noch eine Runde joggen geht. Nein, sie geht immer abends gerne etwas spazieren, hiess es. Von anderen erfuhr ich allerdings, dass sie eine Bein- und Fussprothese hat… Naja, wohl voll ins Fettnaepfchen getreten…

Einige Kapitel ueber die Victoria-Wasserfaelle und die BIG FIVE folgen demnaechst…an weiteren Nationalparks und spannenden Erlebnissen mangelt es nicht! Es ist oft so genial, welche Gelegenheiten sich ergeben und sich Tueren oeffnen…

Wednesday, August 23, 2006

Die letzten Tage in Simbabwe

Es gibt nur einen staatlichen Fernsehsender, der auch nur ein sehr buergerliches Programm sendet, z.B. bastelt eine Mutti 1 Std. lang mit 2 Kindern am Samstagmorgen Papierfiguren in aller Ruhe und erklaert jeden Schritt detailiert - wie gesagt im Fernsehen. Die Nachrichten sind sehr lueckenhaft; eine Nachricht aus Deutschland wurde sogar vermeldet: in Stuttgart hatte ein Vormieter einen Hund im Kuehlschrank vergessen – irgendwie grotesk. Soap operas werden nur mit geringem Budget gedreht; Fussballspiele in voller Laenge werden nicht live, sondern 2 Tage spaeter gezeigt; scheinbare Informationen ueber neue Technologien wie elektr. Geldtransfer oder Fachleute ueber Geschaeftsideen und Marketing sind reine Werbesendungen fuer ein Unternehmen oder Person; Ansprachen bei Konferenzen werden in voller Laenge gezeigt etc.

Viele Eindruecke in Zimbabwe lassen mich immer wieder staunen: Geld-Zaehlmaschinen sind in fast allen Laeden, denn die dicken Geldbuendel sind oft zu 100 Geldscheinen mit Gummi geschnuert. Im Supermarkt steht unter der Registierkasse eine Kiste, wo die Buendel landen. Eine Aussage, welche zu der Not im Land gut passt: ich bin froh, wenn meine Familie nicht hungrig zu Bett gehen muss! Interessant war auch zu hoeren, dass ernste Familienprobleme (unter vielen Geschwister und Eltern etc) auch schon mal von einem Moderator oder Schlichter (neutrale Person) geleitet werden, da die Situation oft verfahren ist.

Es stehen seit einiger Zeit 3 neue Gesetze zur Verabschiedung im Parlament (bei einer ¾-Mehrheit vom Praesidenten) an. Versammlungen von mehr als 4 Personen koennen nur mit Genehmigung stattfinden bzw. koennen ansonsten zerschlagen werden. Ich denke z.B. an die Willkuer bei Gottesdiensten vorzugehen; Telefon und Email darf in "verdachtsfaellen" abgehoert werden ("kleiner" Lauschangriff!). Sicher beeinflussen diese Massnahmen auch die Arbeit von internationalen Hilfsorganisationen. Die Bischofskonferenz ist strikt gegen diese Gesetze.

Mir ist aufgefallen, dass ich eine einfache Hautschuerfung am Finger mittlerweile 2 Wochen mit mir rumschleppe, bis sie verheilt ist. Keine Ahnung, warum das hier viel laenger als gewoehnlich dauert. Per Bus bin ich 6 Std. von Harare nach Bulawayo gefahren. Die Strassen sind schon sehr uneben um nicht zu sagen: buckelig. Es war schwer, trotz komfortablen Bus, bei diesem Schaukeln zu lesen. Eine angehende Aerztin neben mir hatte sehr vernuenftige und gute Erklaerungen fuer viele Umstaende im Land und konnte mit ihrer Einstellung, dass jeder nur das Beste mit seinen Moeglichkeiten machen kann, mich durchaus ueberzeugen. Auf der besagten Busfahrt waren 6 roadblocks (Strassensperren), da die Polizei nach Bargeld suchte (ueber ZIM $100 mill.). Wiederum eine reine Schikane, die nur die Macht beweisen und Angst verbreiten soll. Ein Holzbalken auf zwei Oelfaesser galt als Haltesignal.

Ein Nachtwaechter waermte sich seinen Bauch in den kalten Naechten, indem er 2 Liter heisses Wasser in einen Kanister fuellte und diesen zwischen seiner Jacke und Hemd legte – seine Form einer Waermflasche. Was mich auch immer wieder erstaunte war, dass einige Frauen bei der Begruessung mit mir einen Knicks machten. Dies beobachtete ich zudem bei vielen personen mit einer gewissen Authoritaet, z. B. Projektleiter, Prieser etc. Es war also nicht von meiner Hautfarbe abhaengig.

CADEC (catholic development commission) hat einen Bereich fuer Justice & Peace, der sich insbesondere fuer Menschenrechte einsetzt und fuer 37 Missionen in der Region Bulawayo versucht zu helfen. Nach einigen Jahren ohne Aktivitaeten startete die Organisation 2004 mit Unterstuetzung von Misereor ihre Arbeit. Was kann die Kirche fuer Menschenrechte und gegen Vertreibung armer Menschen ausrichten? Der Zugang zu den Gemeindeverwaltungen wird fuer die Buerger erleichtert. Mit der Wahl 2002, wo sich zunaechst jeder registrieren muss bevor er eine Wahlberechtigung erhaelt, begannen die Schwierigkeiten vieler Einwanderer. Schwerpunkt ist die Basisarbeit insbesondere nach der operation "cleaning up" z.B. fuer die Beschaffung von Geburtsurkunden, guardien ship, Zeugnisse (Schulen haben keine Duplikate) werden fuer ein Studium benoetigt, ohne Ausweis gilt man als Auslaender! Die Dokumente (Duplikate) sind zudem extrem teuer. Eine gute Voraussetzung fuer beliebige Aktionen gegen Imigranten und Vertreibung ohne jegliche Ansprueche, obwohl diese schon jahrzehnte hier leben…

Es erfolgen Schulungen zum Weitergeben von Wissen und Realisierung der Rechte fuer Buerger; Umgang mit Konflikten sowie Friedensbildung; Jugendarbeit mit Sozialerziehung (peer education). Da ich verschiedene Projekte besuchte, durfte ich einige Beobachtungen und Interviews mit Betroffenen in Newsletter verfassen - mein Aufenthalt soll ja schliesslich fuer alle ein Gewinn sein. Irgendwann wird es vielleicht in einem Blatt fuer "Homeless people" veroeffentlich. Wer sich dafuer interessiert, kann ich gerne auf Anfrage die Dokumente per Email senden.

Falls ein Familienangehoeriger im Krankenhaus stirbt, sagen die Hinterbliebenen "ich kenne diesen Toten nicht" und fluechten vor der Verantwortung bzw. koennen sich die Beisetzung nicht leisten. Zudem kommt das bekannte Dilemma, dass man nur sehr schwer einen Totenschein erhaelt, wenn kein Personalausweis vorliegt. Fuer irgendwelche Rentenansprueche braucht sich hier niemand anstellen. Fuer eine Rente kann man sich noch nicht einmal ein Busticket in die Stadt kaufen. Niemand kommt fuer die Kosten der Beisetzung auf, da der Bestatter die Rechnung nicht adressieren kann und keine Angehoerigen findet… Irgendwie findet aber wohl alles im religioesen Rahmen statt.

Der Name eines Vorortes von Bulawayo lautet "Decke eines Hundes" – dies scheint mir die Umstaende dort sehr gut zu beschreiben. Nur duerftige Behausungen mit sehr wenig Wohnraum unter kritischen hygienischen Bedingungen sind noch eine zurueckhaltende Beschreibung hierfuer. Es ist unueblich, dass die Leute hier viel Fluessigkeit am Tag zu sich nehmen. Sie trinken vielleicht 3 Tassen Tee am Tag. Als ich sie darauf ansprach, sagten sie nur, dass es doch nicht heiss ist.

Nachdem ein UN-Report nach der "cleaning up" Kampagne besagte, dass 700.000 Familien in Zimbabwe ohne Obdach sind, war die Regierung gezwungen, etwas zu unternehmen. Sie baute eine Siedlung in Bujawayo mit vielen "Matchbox" Haeusern, welche sich allerdings Angehoerige von Militaer und Polizei etc. unter den Nagel rissen, da sich niemand aus der Bevoelkerung dies zu jeweils US $2.000 leisten konnte. Wieder einmal eine scheinbare Massnahme zum Wohle aller..

Ich besuchte eine sehr abgelegene kleine Zeltsiedlung (die Aktion hat sie dorthin vertrieben), wobei die Zelte vom Roten Kreuz gestiftet wurden. Seit Juni 2005 (im Winter friert es nachts!) gibt es nach der Vertreibung wenig Aussichten auf Besserung. Ein Maedchen zeigte mir ihr Zeugnis der 7. Klasse. Sie war die Beste von 44 Schuelern und sollte jetzt zur Oberschule gehen, doch es scheint am Schulgeld zu scheitern.

Eine "Mehrzweckhalle", welche fuer Meetings und Gottesdienste dient, wurde auch zu Schlafraeumen in schwierigen Zeiten genutzt.

Die "First Lady" hat an diesem Wochenende (11. + 12.August) eine feierliche Zeremonie zum induct in der katholischen Kirche. Es gibt Stimmen im Land die behaupten, dass auch der Praesident Mugabe (83) auf seine alten Tage die Kirche ins positive Licht ruecken moechte – oder nur fuer seine Propaganda nutzt?

Hinweis in eigener Sache: es gibt leider keine Fotos aus Afrika, was nicht heissen soll, dass es hier keine Natur-Schoenheiten ;-) gibt!! Es ist ueberall nur ein Anschluss mit Modem verfuegbar, was fuer das Runterladen von Fotos einfach nix taugt. Ich habe noch weitere Eintraege im August erstellt - einfach runterscrollen. Waehrend der Zeit in Simbabwe konnte ich nicht uneingeschraenkt schreiben, da ich mich keiner unnoetigen Gefahr aussetzen wollte vgl. Stasi!! Die wirklichen Eindruecke schildere ich gerne spaeter persoenlich. Auf die Frage, wann ich wieder in Deutschland auftauche gibt es z.Zt. noch keine klare Antwort. Ich geniesse einfach jeden Tag und entscheide kurzfristig, ob und wann...

Tuesday, August 15, 2006

Auf dem Land, oder was manche meinen: im Busch

Die katholische Kirche kam erst vor 3 Jahren in diese laendliche Gegend nahe Bulawayo. Viele alte Leute lassen sich jetzt taufen. Katechese ist sehr aufwendig, da es lange Fussmaersche bedarf, also findet ein Unterricht letztendlich fuer alle Dorfbewohner nur 1-mal monatlich statt. Der Priester kommt auch nur in einem bestimmten Turnus.

Ein Gottesdienst am Samstagmorgen um 11 Uhr unter einem grossen Baum im Schatten wurde von ca. 20 Kindern und 10 Erwachsenen besucht. Die meisten sassen auf dem Boden. Viele schoene Gesaenge mit harmonisch monotonen Trommelklaengen sagten mir: dies ist Afrika in seiner Einfachheit und Schoenheit - pur, ohne ueberfluessige Dekoration!! Natuerliche Laute wie Hahnenschrei, Putengluckern, Ziegengemecker, munteres Vogelgezwitscher (hier beginnt der Fruehling) und das I-A mancher Esel gehoerte auch dazu, was sonst!?

Wir bekamen Maiskoerner im Wassermelonensaft zum Mittagessen - eine grosse Portion, aber wer mich kennt, weiss schon, dass ich alles aufesse - mit Vergnuegen! Dananch fuhren wir im kleinen VW-Bus mit 10 Leuten zum Krankenbesuch in der Nachbarschaft. Auf dem Weg sangen alle in Ndebele manche Gebete, die dem Kranken helfen sollen. Dort angekommen, ging es weiter mit wohlklingenden Krankengesang und 2 Frauen tanzten sehr aestethisch afrikanisch um den Wohnzimmertisch - einfach ruehrend!

Beim naechsten Gottesdienst (mit 1 Std. Verspaetung) machte ich mich aus dem Staub, da es irgendwann doch zuviel wird, denn ich verstehe nunmal kein Wort in Ndebele. Die Leute waren wieder sehr gastfreundlich und natuerlich gab es auch wieder etwas zu Essen: Sadza mit Gemuese. Es war mir fast peinlich, dass die Leute beim Servieren des Essens knien. Das muss man sich so vorstellen, dass wir auf einer Bank ohne Tisch im 10 Huetten-Dorf sitzen und die Frauen bringen das Essen auf einem Teller zum Pastor und mir, wobei sie bei der Ueberreichung nicht nur einen Knicks machen, sondern sich auf beide Knien erniedrigen.

Es ist nicht immer so ganz einfach, die vielen Eindruecke zu verarbeiten. Zumal moechte ich auch nicht alles bis ins Detail hinterfragen, sondern einfach wirken lassen. Allerdings kann ich ja noch alles nachwirken lassen, denn die naechsten Tage scheinen ganz geruhsam zu werden, bevor ich mich morgen mit einem "Chickenbus" 6 Std. lang zu den weltbekannten Viktoria-Wasserfaelle begebe.

Staendig umgeben mit der aktuellen Situation im Land bezuegliche neuer Geldmittel, was mit dem Slogan "Zero to Hero" (3 Nullen weniger auf den Geldscheinen) mit deren massiven Konsequenzen hauptsaechlich fuer die Armen (Beispiel: Bauern verkaufen ihr Vieh diese Tage, obwohl sie nichts von einer neuen Waehrung wissen, da Sie zu abgeschieden leben. Naechste Woche ist das Geld wertlos...) und mit der Frage: in welcher Welt leben wir eigentlich in Zimbabwe - in der vierten oder fuenften...? Ohne Ironie sind die Umstaende nur schwer zu ertragen. Ich habe es aber wieder einmal sehr gut erwischt - Mike im Glueck!!!!

Tuesday, August 08, 2006

HIV / Aids

Moral and ethic of HIV/AIDS

Why is the number of HIV/AIDS infection (28%) so high in Zimbabwe?

- people ignore information for prevention; they want to deal on their own way

- poverty causes prostitution

- migration system in southern Africa (Malawi, Zambia, Zimbabwe, Botswana, South Africa); movements of men during the week: working in town and having sex e.g in a “small house” (paying flat for a girlfriend) or prostitutes and going home to the family at the weekend. On this way, men can infect all women with HIV.

- Since the crises in Zimbabwe and high costs for fuel the number of infections was decreasing by 5%, probably caused by the high costs of traveling, which many men can’t effort.

- Women don’t have any income and many didn’t go to school. Prostitution seems to be the only way to survive. Girls at university are prostitutes, too.

- Man raping children

- Social effect (peer pressure): men with many girlfriends have a better image

- Impact of western culture: TV (movies, series, video-clips etc.) shows nice dressed people, stars have many girls, nice cars etc. รจ bad moral!

- “sugar daddy” rich men have many young girls and nowadays also “sugar mammies” …

- 3.500 people die weekly on AIDS deceases in Zimbabwe (women age of 32, men age of 30)

- Justice situation about polygamy has to be changed

- STIGMA “confidential” means, that people don’t talk about HIV/AIDS, but it effects most people and families. Who has the right to know about HIV infection? The family, to protect from a drama and having a better chance to get help – NO STIGMA!

- Keeping away from a stressful situation, depression etc.

- Condom mentality is not the solution! Bad quality "made in China"; many people don’t know how to use it; men don’t like to use it etc.

- ONLY PREVENTION: No sex before marriage; stay abstinent.

- Church ask many couples to make a HIV-test before marrying

In Europe people go to prison having sex without telling the conditions and knowing about being HIV-positive.

...just some topics from a workshop to think about it..

Saturday, August 05, 2006

Worte reichen bei weitem nicht aus

Geschichte ueber Glauben-Zeremonien und Geister: jeder Anwesende erhaelt etwas Schnupftabak mit “Niespulver”. Sobald alle niesen bedeutet dies, dass die Ahnen ueber Generationen bis Jesus angerufen werden. Es duerfen nur Vertraute Leute teilnehmen, da sonst irgendeine Stoerung auftreten kann und nicht der gewuenschte Effekt eintritt. Es folgen lange Reden, Gesang und Taenze und das Medium faellt in Trance. Das Thema z.B. soll ich diese Person heiraten; wie kann eine Krankheit bekaempft werden; was kann man gegen die Hungersnot machen etc.ist nach Abschluss der Zeremonie erledigt – nun hoffen alle, dass etwas geschieht und alles besser wird…
Apropos Geister! Der Nachbar hat eine Kuh von einer Entwicklungshelfer-Organsation erhalten und glaubt, dass boese Geister im Spiel sind, da er keine Kuh erhalten hat… (Neid) Nachbarschaftshilfe ist ein Problem!

Couching fuer Entwicklungshelfer angeregt!!

Bewaesserungssystem mit Bambus waere moeglich, aber eine total neue Form, die unwahrscheinlich angenommen wird.

Preisfuehrer in der Tageszeitung:
2kg Salz, 500g Margarine, 750ml Bratoel, 1kg Steak, 750g-Stueck Waschseife.
Preisanstieg von Juni bis Juli 2006 = 23,5%
Besonders betroffen: Mehl, Waschpulver, Kleider und Transport (46%)

(Katapillas = worms)

Mittagessen (snack/kleine Tuete Chips)

Witz: neue Geldmitteleinfuehrung bedeutet nur, dass 3 Nullen gestrichen wurden. Die groesste Null ist aber noch da!

Praesident fuhr gerade in alter S-Klasse und Escorte (5 Motorraeder, 5 Mercedes-Polizeiautos, Militaerwagen mit bewaffneten Soldaten und 1 Krankenwagen) vorbei.

An einem sonntaeglichen Gottesdienst in shona bei den Methodisten war ich unter ca. 700 Besuchers die weisse Perle. Erst spaeter habe ich erfahren, dass alle mich sehr genau angeschaut haben “White people are looking like God”. Ein Gespraech mit dem Pfarrer beschrieb nochmals die Situation der Kirche in diesem Staat.

Thursday, August 03, 2006

Wenigstens scheint die Sonne...

"Des Menschen Reichtum ist seine Vielfalt, wir aber fluechten uns in die
Beschraenkung einer angeblich sicheren Uniformitaet. Sie verurteilen,
fuerchten und hassen andere wegen ihrer Sprache, ihre Hautfarbe, ihres
Aussehens, ihrer Ernaehrung und aus vielen anderen Gruenden, die fuer den
Geist und das Leben selbst nicht von Belang sind."

Der Alltag sieht ziemlich frustrierend aus: das ganze Jahr ueber taeglich Sadza mit Gemuese – sonst nichts!! Auf dem Land in wirklich armen Gegenden steht vielleicht einmal im Jahr Fleisch auf dem Tisch. Eine extrem einseitige Ernaehrung; Leute trinken wenig; koennen sich idR. nur 2 Mahlzeiten am Tag leisten (berufstaetige verzichten auf Mittagessen, da sie es sich nicht leisten koennen!). Dies alles sorgt natuerlich in dieser seit ca. 8 Jahren andauernden Krise zu sehr viel Leid und Antriebslosigkeit. Ich bekomme oft die Frage gestellt: was koennen wir tun, damit es uns besser geht??

Wie kann man in diesem Land unter solchen Bedingungen, ohne Arbeit oder extrem schlecht bezahlter Arbeit, ueberleben? Einem Projekt fuer Ausbildung wurde nach 12 Jahren Entwicklungshilfe jetzt die Mittel von MS Zimbabwe gestrichen! Wie soll es in dieser Zeit (Krise) weitergehen ohne jegliche finanziellen Mittel, Arbeit und Moeglichkeiten zum Landanbau? Auf der anderen Seite: wielange sollen Foerderungen dauern, bis sie greifen und Betroffene selbstaendig arbeiten und ueberleben koennen?

Warum tragen solche langfristigen Projekte sowenig oder keine Fruechte? Die Wiederaufbauhilfe fuer Deutschland nach dem 2. Weltkrieg war ueber Jahre nicht hoeher als jahrzehntelange Entwicklungshilfe in Zimbabwe oder anderen afrikanischen Laendern. Warum klappt es hier nicht oder nur mit sehr geringen Erfolg? Eine Antwort von vielen, die aber sicher am schwersten wiegt, lautet: KORRUPTON!

- Personal wird schlecht oder garnicht bezahlt
- Keine oder schlecht funktionierende staatliche Strukturen (z.B. Gewaltenteilung0
- Keine Kontrolle staatl. Instanzen durch funktionierende Aufsichtsgremien
- Kein funktionierendes Rechtssystem
- Keine aktive Zivilgesellschaft

Ueber die einzelnen Punkte, welche zu Korruption fuehren oder diese foerdern mit passenden Beispielen dazu lassen sich Buecher fuellen.
Eine kleine Erfahrung, was dieses System foerdert kann ich gerne schildern. Bei der Einfuehrung eines neuen Geldmittels (bearer cheque) per 1. August 06 wurden schlicht und einfach nur 3 Nullen gestrichen, aber sonst aenderte sich garnichts an irgendwelchen wirtschaftlichen, sozialen oder arbeitsmarktpolitischen etc. Umstaenden. In den TV-Werbespots wurden die Vorteile der neuen Geldscheine hervorgehoben wie z.B. das Brot kostet jetzt nicht mehr ZIM $250.000, sondern nur noch ZIM $250! Leute muessen nicht mehr soviele Geldscheine mit sich rumtragen und die alten Leute koennen viel leichter bei ihrer Rente mit geringeren Betraegen hantieren. Alles umwerfende Vorteile, oder? Niemand wurde vorgewarnt und die Umstellung auf neue Geldscheine soll innerhalb 21 Tagen abgeschlossen sein, d.h. danach sind die alten Scheine wertlos! Witzig nur, dass die Zentralbank zuwenig Scheine gedruckt hat und nach 1 Woche habe ich noch kaum welche gesehen. Die Bankautomaten spucken auch weiterhin die alten Noten aus.

Natuerlich geraten jetzt viele in Panik, da jeder schnell sein Bargeld ausgeben moechte (gerade war Zahltag!) und kauft auf Vorrat. Dadurch werden Gueter fuer den taeglichen Bedarf (z.B. Butter, Brot, Zucker, Salz, Seite) knapp. Der Supermarkt darf die Preise allerdings nicht erhoehen, da sie relativ festgeschrieben sind. Dies fuehrt zum Schwarzhandel (unter dem Ladentisch) und zu hoeheren Preisen. Wenn ich mich noch recht an den Schulunterricht in VWL erinnere, beschreiben diese Symptome eine galloppierende Inflation!

Leidtragende ist die breite Gesellschaft, vor allem das Schwaechste Glied, die Armen! Diese gesetzliche Konstellation foerdert Kriminalitaet auf breiter Ebene – ich schliesse mich da nicht aus! Auf dem Schwarzmarkt erhalte ich fuer 1 EUR mehr als das Doppelte, als bei der Bank zum offiziellen Kurs. Lange Schlangen an den Tankstellen sind an der Tagesordnung, da Benzin schon seit langem sehr knapp ist. Dabei ist 1 Std. Wartezeit keine Ausnahme, da zuerst Kassenbons vergeben werden – also zuerst zahlen, dann tanken (der Tankwart dosiert jeden Tropfen).

Wer also Geld hat, kann seine Machtposition ausueben und erhaelt ueberhoehte Preise fuer seine Dienstleistungen oder Gueter. In welchen Faellen konkret Bestechung, unberechtige Bereicherung bei Projektvergabe etc. eine Rolle spielt, moechte ich nicht weiter eingehen. Es ist fuer mich nur schwer nachvollziehbar, warum bestimmte Leute und Organisationen neuwertige, grosse Gelaendewagen fahren. Die Mittelverwendung vor Ort scheint mir im schreiend-falschen Verhaeltnis zu stehen. Das nur 10% der Foerdermittel bei der Zielgruppe ankommt, scheint mir realistisch.

Selbst bei der Bueroausstattung werden manche Angestellte mit Laptops versorgt, welche allerdings nur zum Abspielen von CD’s verwand werden. Es findet kein Training fuer Anwender know-how statt, damit z.B. das Basiswissen fuer MS Word und Excel von allen Angestellten genutzt werden kann. So konnte ich Augenzeuge werden, dass bei einer Projektplanung mit Budgetierung noch mit Taschenrechner hantiert wird und keine einheitliche Formatierung (z.B. Nutzung von Tab-Funktion) erfolgt.

Sicherheitsdienste haben in diesem Land wohl am meisten zu tun. Viele Anwesen werden 24 Stunden bewacht. Nach der Frage der Bezahlung erhielt ich nur ungenaue Angaben. Wegen der extrem hohen Inflation ist das Geld vom Monatsanfang 30 Tage spaeter weniger als die Haelfte wert. Sie lassen sich immer ueberraschen, was in der Lohntuete ist – meistens sind sie zufrieden. Eine Festschreibung des Lohnes an eine Leitwaehrung waere vielleicht eine gute Idee, aber dafuer bin ich zu sehr eine “weisse Nase” um dies alles zu verstehen. An eine “teilweise” Auszahlung des Lohnes an Grundguetern hatte ich wegen der Knappheit auch schon gedacht. Diese Ideen muss ich wohl bei anderen Leuten ansprechen. Zumindest hat mein Sicherheitsdienst noch einen kleinen Nebenerwerb: ich habe ihm beim Verkauf von “Gras” entdeckt…

Tuesday, August 01, 2006

Am Freitagabend in Bulawayo

Am Freitag, 28. Juli ging ich gegen 16 h mit unserem Gaertner Mjoni zu seiner Schwester im Vorort von Bulawayo (ca. 1 Std. - langer Weg zur Arbeit) wo er auch wohnt. An den Biergaerten vorbei, wo viele Maenner ihren Zahltag mit Bier feierten, war durchaus ein Gefuehl von Anspannung, da ich hier unter vielen Strassenverkaeufer und sichtlich armer Gesellschaft als Weisser schon sehr auffiel – in diese Gegend verirrt sich normalerweise kein Bleichgesicht..

In einer besseren Ecke, lt. Mjoni gibt es hier mehr Gentlemen, einen Biergarten mit Livemusik nach lokalem Stil – stundenlang gleiche Rhythmen, schraege E-Gitarren mit kaputten Verstaerker und verzerrtem Gesang, aber beeindruckend. Alle tranken Bier aus einem 2-Liter Kanister, was ich mir nicht zutraute. Also investierte ich ZIM $ 500.000 (= US $ 1) in eine 1-Liter Flasche Castle, eine edle Biermarke aus Suedafrika. Natuerlich spendierte ich meinem Begleiter eine Pulle, und er fuehlte sich wie an Weihnachten, da er sich sonst nie dieses Bier leisten kann. Wir unterhielten uns richtig gut ueber sein Leben und die aktuelle Situation im Land. Vor 20 Jahren wurde er ueberfallen und mit Messerstichen am Arm verletzt. Es blieb nach durchtrennten Sehnen noch eine verkrueppelte Hand als sichtbare Erinnerung. In diesem Land moechte ich nicht krank werden, denn ausser meine eigene Medizin, die ich unangetastet seit ueber 10 Monaten mit mir rumschleppe, sieht die Versorgung hier extrem mies aus. Von einem operativen Eingriff ganz zu Schweigen. Jedenfalls betonte Mjoni des oefteren, dass sich die vielen Sicherheitskraefte (ca. 5 Maenner in Uniform) seit langer Zeit bewaehrt haben und Stoerenfriede nicht dulden. Was ich bemaengelte, war die geringe weibliche Gesellschaft im Biergarten – auf 40 Maenner kamen nur 3 Frauen...Er warnte mich vor den Frauen, denn sie haben nur finanzielle Interessen. Es mag viele Gruende haben, aber die langandauernde Not laesst in den meisten Teilen der Bevoelkerung nur noch Ueberlebensstrategien uebrig, d.h. Frauen gehen mit leeren Taschen aus und wollen mit vollen Taschen wieder zurueckkehren…. Natuerlich gibt es auch noch eine duenne Oberschicht, aber die strukturellen Probleme sind offensichtlich.

Es wurde immer kaelter und wir gingen zu Mjoni’s Schwester, wo auch seine 14-taegige Tochter zu Gast war. Ein wirklich winziges, putziges Baby von seiner zweiten Frau. Die Gastfreundschaft ist einfach wunderbar in diesem Land. Wir assen Sadza (gestampfter Mais) traditionell mit den Fingern und dazu gab es als Delikatesse: Huehnerfuesse – lecker! Zuvor waschten wir unsere Haende unter einem Krug mit Wasser und ueber einer Schuessel. Ein Tuch zum Abtrocknen wurde uns auch von seiner Schwester gereicht. Alles fand in der kleinen Huette auf einem Bett statt, wo das Baby schlief und der Raum nur durch einen Vorhang von anderen getrennt war. Das Ganze hatte einfach Stil und einen sehr urspruengliches, authentisches Flair. Ich brachte als kleine Geste Brot und Milch mit.

Den Rueckweg legten wir wieder zu Fuss zurueck – diesmal mit Abkuerzungen durch sehr duestere Ecken. Es spielten vereinzelt immer noch Kinder auf der Strasse, aber durch diese Gassen haette ich mich alleine bei Dunkelheit sicher nicht getraut. Ich kam gegen 21h gut wieder an meinem Cottage an und bedankte mich bei Mjoni fuer seine Begleitung mit einem respektablen Trinkgeld, was er sicher gleich in eine Tuete umsetzte.

Im Fernsehen liefen einige amerikanische Filme, bei denen oft der Ton kurz ausgeblendet wird, wenn geflucht (“Fuck” etc.) wird. Andere Programme werden erst garnicht ausgestrahlt und auf dem Bildschirm erscheint eine Meldung “Empfang in diesem Land nicht moeglich”.

Am naechsten Morgen tauchte mal wieder der Klempner auf, nachdem er zuletzt beim montieren der Dusche eine Verbindung ueberdrehte und somit seine ganze Arbeit von 1 Tag zunichte machte. Mit neuen Armaturen versucht er es noch einmal. Es ist ueberhaupt nicht einfach, gute Handwerker, insbesondere Klempner in dieser Stadt zu finden. Zudem kommt noch die Unzuverlaessigkeit bei Terminen etc. hinzu.

Jetzt gehe ich mal wieder raus in die Sonne, statt zuviel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen – schliesslich habe ich doch Urlaub ;-)